Gehörlosigkeit & Gehörlosenkultur

In Österreich gibt es ca. 8.000 bis 10.000 gehörlose Menschen. Für viele hörende Menschen scheint es oft so, dass Gehörlose zu bemitleiden sind, weil sie nicht hören können. Viele Gehörlose sind aber anderer Meinung: Für sie ist die Gehörlosigkeit kein Defizit. Gehörlose Menschen gehören zu einer Kultur- und Sprachminderheit. Das zeigt sich besonders in der reichhaltigen Kultur von Gehörlosengemeinschaften. Gehörlosengemeinschaften definieren sich über eine ihren Mitgliedern gemeinsame Sprache, geteilte Interessen, Werte und Traditionen. So gibt es zum Beispiel spezielle Begrüßungsformen unter gehörlosen Menschen. Sie küssen sich 3x auf die Wangen oder folgen anderen Kommunikationsregeln… Es gibt außerdem zahlreiche Vereine, die zum Beispiel Sport- und Kulturveranstaltungen organisieren. Ein großer Wunsch gehörloser Menschen ist es, dass sie in ihrem “so sein” von der Gesellschaft akzeptiert und Gebärdensprachen, als vollwertige Sprachen respektiert werden. Gebärdensprachen ermöglichen einen vollwertigen Zugang zu Informationen, wodurch ein Informationsdefizit ausgeglichen wird. Sehr häufig kommt es auch heute noch vor, dass Begriffe wie “taubstumm“ verwendet werden. Damit sind Gehörlose nicht einverstanden, da sie schließlich auch eine Sprache verwenden, die Gebärdensprache. Aus medizinischer Perspektive wird oft der Begriff „hörbeeinträchtigt“ verwendet, aus kultureller Perspektive aber die Begriffe „gehörlos“ oder „taub“ bevorzugt. In Amerika und in den skandinavischen Ländern z. B. sind gehörlose Menschen ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft: Gebärdensprachdolmetscher:innen werden in sämtlichen Bereichen und Untertitel in sämtlichen Medien bereitgestellt. In Österreich gibt es noch viele Barrieren, die es zu überwinden gilt.

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